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Deutschland
24.9.2003
Am 24.9.2003 haben wir unseren Bulli in Bremerhaven zum Verladen nach Baltimore MD, U.S.A. gegeben.
USA
16.10.2003
Marina und Bernd hatten uns zum Flugzeug gebracht und nach etlichen Kontrollen und Flugstunden setzten wir unsere Füße zum zweiten Mal auf amerikanischen Boden am Washingtion DC Dulles International Airport. Natürlich mussten wir am INS-Beamten (Einwanderungsbehörde) vorbei und trotz Visa gab's Probleme: "Travelling Around" als Aufenthaltsadresse fand der Beamte nicht so lustig -- nach dem 11.Septmber hat sich so einiges geändert, entschuldigte er sich. Aber nach einigem hin und her hatten wir dann die Adresse von dem Broker, der unseren Bulli verschiffte, eingetragen und erhielten 6 Monate Aufenthaltsgenehmigung.
Nach einigem Hickhack stiegen wir in ein Mietauto und brachen Richtung Baltimore (Maryland) auf, um unseren Bulli abzuholen. Autofahren in den USA ist am Anfang etwas gewöhungsbedürftig, da selten Städte von weitem ausgeschildert sind und man immer schon wissen muss, welche Straße etc. man nehmen muss, so hat ein netter Guy (Guy=alles was zwei Beine hat und reden kann...) an einer Tankstelle uns Richtung Washington DC auf die Autobahn geführt und spendete einen Dollar an uns, damit wir die Maut bezahlen konnten -- irgendwie hatten wir verpeilt, am Flughafen Cash zu ziehen.
Zur Nacht schlugen wir im "Days Inn" etwas südlich von Washington DC auf, nachdem wir einige krasse Motels abgeklappert haben -- in denen müsste man als Gast ein Übernachtungsschmerzensgeld kassieren!
17.10.2003
Nach amerikanischen Frühstück -- die Amis lassen echt immer den Fernseher laufen, voll nervig -- sind wir weiter nach Baltimore (Maryland) gefahren und irgendwann da am Hafen angelangt. Natürlich sind wir voll in die Mittagspause reingeschlittert und der Clerk (Schuppenverwalter) hat sich danach auch nicht sonderlich beeilt ("we're not in a hurry"). Jedenfalls hatten wir dann den Bulli und bis auf ein paar Schrammen alles in Ordnung.
Dann sind wir zurück nach Washington DC gehetzt, um das Mietauto abzugeben, was auch just in time geklappt hat... Aber wo schlafen? Also schnell einen Campingplatz auf der Karte gesucht und mitten in die Wälder von Maryland und Virginia eingetaucht (man standen da Villen rum!). Es wurde immer später, fing an zu regnen und der Campingplatz war auch noch nicht in Sicht, also haben wir bei irgend so einer einsamen Bude im Wald haltgemacht und sind in ein Kriegs-Veteranen-Treffen reingestürmt. Wir wurden begrüßt mit dem (was wir jetzt hier schon tausend Mal gehört haben) Kennedy "Ich bin ein Berliner" (was eigentlich "I am a jelly donut" bedeutet, da ein Berliner=Pfannkuchen). Die waren gut drauf und schon ordentlich abgefüllt, ein Guy hat uns 2 St.-Pauli-Bier in die Hand gedrückt und ein anderer zum Campingplatz geführt -- der aber irgendwie nicht unseren Vorstellungen entsprach: 10 Chemieklos und sonst nichts und niemand weit und breit. Also sind wir weiter und haben dann etwas nördlich von Washington DC einen schönen State Park mit fast leerem Campground gefunden auf dem wir unser Nachtlager aufgeschlagen haben.
18.10.2003
An diesem Tag erkundeten wir Philladelphia (Pennsylvania), eine schöne Stadt mit schönem alten Kern. Am Abend fing unser Batterielämpchen vom Bulli vor den Toren von New York City an zu flackern.
Übernachtet haben wir auf einer Raststätte 30 Meilen südlich von NYC, wo irgendwelche komischen Leute sich die ganze Nacht über paarweise mit den Autos nebeneinander gestellt haben, um dunkle Plastiktüten auszutauschen...
19.10.2003
Nach einer halbwegs erholsamen Nacht ging es erstmal ans Bulli-Reparieren. Wir haben also den Spannungswandler der Lichtmaschine getauscht, davon hatten wir einen Ersatz vorsorglich bei, aber das hat nichts gebracht. Also haben wir eine Werkstatt aufgesucht und da hat so ein Werkstattguy mit zottligem Haar, nachdem er uns stolz seinen uralten VW Rabbit gezeigt hat, die Lichtmaschine gefixt. Er hat einfach den Riemen neu gespannt und dabei entdeckt, dass der Lichtmaschinen-Riemen-Spanner (Alternater Adjuster Bracket) gebrochen ist.
Nachdem das also überstanden war, ging's mit Bulli durch den Lincoln Tunneln direkt nach Downtown Manhattan, um erstmal eine Stadtrundfahrt zu machen. Das überstieg unsere kühnsten Vorstellungen von Manhattan: es ist noch größer als wir dachten, die Häuser sind noch höher als wir dachten und es laufen noch mehr Menschen rum als wir dachten. Aber Manhattan ist wirklich traumhaft schön: liebevoll gestaltete Plätze, sehr alte, mächtige Häuser und wirklich schnuckelige Shops.
Die Nacht verbrachten wir in dem einsamen Cheesequake (kein Käsekuchen, sondern alter indianischer Name -- hat der Park-Ranger uns aufgeklärt!) State Park in New Jersey.
20.10.2003
Wir haben uns entschieden, irgendwann später nochmal exklusiv nach New York City zu fahren, und sind deshalb weiter Richtung Niagara Falls (New York) aufgebrochen. Nach einem Tag im Bulli sind wir dann in der Nähe von Owego (New York) in einem State Park zur Ruhe gekommen. Die Lichtmaschine hat wieder gesponnen, also muss es doch was ernsteres sein. Außerdem haben wir uns jetzt nun endlich eine Digicam besorgt, siehe Fotoqualität...
21.10.2003
Durch die die Vibrationen des gebrochenen Spanners löst sich ständig der Riemen. In Elmira (New York) haben wir uns deshalb auf die Suche nach einer Werkstatt gemacht. Der erste Guy an einer Waschanlage hat uns an eine Werkstatt verwiesen, welche uns an einen netten Guy mit der Aussage "der repariert Porsche, was ja sowas wie ein VW ist" verwiesen hat. Der Porsche-Guy hat uns dann an eine VW Werkstatt in der Nähe verwiesen. So läuft das hier: Stückchen für Stückchen kommt man dem Ziel näher! Und echt, da war eine Werkstatt in diesem Kaff, die nur VWs repariert! Nach einer Stunde Arbeit und einige Dollars leichter war das Teil nun endlich gefixt, aber mit der Bemerkung "keep an eye on the belt"...
22.10.2003
Nach der Nacht auf einer Service Area gings los Richtung Niagara Falls (New York). Das Wetter war schlecht, aber als wir an den Falls angekommen waren, schaute die Sonne aus den Wolken und der Regen hatte aufgehört. An den Fällen sind wir mit dem Fahrstuhl runter gefahren und sind dann mit der Maid of The Mist auf dem Niagara River zu den Fällen gecruist. Atemberaubend! Allerdings hatten wir uns die Fälle auch etwas anderes vorgestellt: irgendwie "ursprünglicher", nicht so inmitten von Hotelkulissen. Die Sicht auf die Fälle ist übrigens wirklich von kanadischer Seite (Panormablick statt von der Seite) toller -- das war also unser kurzer Abstecher nach Kanada. Wie sagte ein USA-Guy: "we've got the falls -- they've got the view". Die Fälle bestehen übrigens aus den durch eine Insel voneinander getrennten "American Falls" und "Horseshoe Falls".
Danach ging's weiter Richtung Cleveland (Ohio), wo wir finally kurz hinter Cleveland auf einer Service Area hängengeblieben sind, wo ein Trucker Guy uns ein paar Tips mit auf den Weg gegeben hat: z.B. keine Rest Areas (die kleinen) bei Nacht, sondern nur Service Areas (die großen), da die Rest Areas Treffpunkte für das Ausleben gewisser Bedürfnisse rein männlicher Personen bekannt sind (um's mal politisch korrekt zu formulieren) und daher bei Nacht sehr Gefährlich sein könnten.
23.10.2003
Am frühen Morgen ging's weiter nach Chicago (Illinois), wo wir ein paar Meilen vor den Grenzen der Stadt einen Federal Park zum Übernachten ansteuerten. Hier war ein Guy, der schon sieben Jahre mit seinem Camper und seinem Teddy "Prudence" umhercruist. Crazy. Aber er hat uns gute Tips zum Campen im Westen gegeben.
24.10.2003
Nach der Nacht in jenem Federal Park und einem kurzen Spaziergang am RIESIGEN Lake Michigan ging's quer durch Chicago (Illinois) -- die haben einen eigenen Sandstrand an ihrem See -- sowas brauchen wir in Berlin!
Und ab in den Süden bis kurz vor St. Louis (Missouri) auf der alten Route 66. Die hieß übrigens ursprünglich Route 666, allerdings wurden ständig die Schilder geklaut -- warum wohl! Also hat man die irgendwann umbenannt. Anyway, ist's hier schon angenehm warm.
25.10.2003
Natürlich hat's über Nacht geregnet und ist wieder ziemlich kalt. Wir sind durch St. Louis gefahren -- ziemlich langweilige Stadt, hat aber einen riesigen Bogen (Gateway Arch) als Denkmal für die Siedler, die den Westen eroberten. Danach verließen wir die 66 und sind Richtung Kansas City (Missouri oder Kansas -- auf der Karte nicht erkennbar) weitergefahren.
26.10.2003
Nach einer kühlen Nacht ging's weiter über Kansas City Richtung Denver. Die Natur wird langsam interessanter -- hügelig. Nicht so langweilig wie in den Plains von Illinois. In Kansas gibt's die schnurgeraden Highways, die sich durch hügeliges Gelände "wellen", so wie man sich das in Amerika vorstellt.
27.10.2003
Heute ging's weiter durch die Prärie -- die unendliche Ebene -- in Richtung Denver (Colorado).
28.10.2003
Ab nach Denver (Colorado). Im Laufe des Tages bekamen wir eine gut gefüllte Kühlbox randvoll mit eisgekühlten Getränken und ein paar andere Leckereien geschenkt. Das kam so: Lyn (ein Mann) sprach uns auf einer Tankstelle an als wir unsere Karten studierten, um uns seine Hilfe anzubieten. Kurze Zeit später waren wir in einer Sushi-Bar, die er uns empfohlen hatte, und auf einmal stand er hinter uns mit der Bemerkung "ich habe ein paar Geschenke für euch"...
Am Abend sind wir in die Rocky Mountains eingedrungen -- endlich Berge! Unser Bulli fand das nicht so lustig und quittierte erstmal mit einer dicken Rauchwolke aus der Motorgegend nach den ersten 30 Meilen Anstieg. Also haben wir kurzerhand "der Bulli" in "die Bulli" umbenannt -- wegen der Zicken halt. Wir haben Kühlwasser nachgekippt und seitdem erfreut sich die Bulli bester Gesundheit.
29.10.2003
Die Höhe hat uns letzte Nacht ganz schön zu schaffen gemacht, da wir in ca. 10000 Fuß (3000 m) Höhe an einer Tankstelle übernachtet haben. In der Nacht hatten wir beide die ganze Zeit das Gefühl, jemand hat den Sauerstoffhahn abgedreht -- wir haben ständig nach Luft gejappst. Linda hatte Angst, die Bulli kippt um, da ein Sturm mit der Bulli Schiffe versenken gespielt hat.
Durch die Rockies. Wir sind über den vorläufig höchsten Punkt unsere Reise gefahren: den Monarch Pass mit unglaublichen 11312 Fuß (3448 m) Höhe -- da können sich unsere Alpen mal 'ne Scheibe von abschneiden. Direkt unter uns stoßen die pazifische und atlantische Platte aufeinander.
30.10.2003
Der Black Canyon of The Gunnison (Colorado) war nun der erste Canyon auf unserer Reise. Er ist 20 km lang von ursprünglichen (jetzt durch Stauseen verhunzte) 80 km, geschnitten vom Gunnison River. Mit Bulli sollte es zum Grund des Canyons gehen, aber nach halber Strecke roch es auf einmal so komisch nach heißem Gummi -- 16% Steigung über mehrere Meilen heizten den Bremsen ganz schön ein -- also drehten wir um und sind im Schneckentempo wieder hinauf gekrochen.
31.10.2003
Der Mesa Verde National Park (Colorado) ist auf einem Hochplateau gelegen und war bis vor ca. 700 Jahren Heimat der Anasazi (amerikanische Ureinwohner). Sie besiedelten Mesa Verde von ca. 550 bis 1300, anfänglich in einfachen Grubenhäusern und die letzten 100 Jahre in den in sogenannten Cliff Dwellings, das sind Wohnkomplexe in den Klippen der Canyons. Es sieht so atemberaubend aus, man kann es kaum beschreiben, -- kein Wunder, dass Mesa Verde zum Weltkulturerbe gehört. Es gibt mehrere Hundert dieser Cliff Dwellings, die die Bewohner wie Spinnenmänner kletternd von oben und unten erreichten. Warum die Anasazi diese umständliche Wohnart wählten ist unbekannt. Die gängige Theorie spricht von einer rein Wärme-funktionalen Bedeutung: Schatten im Sommer durch den Klippenüberhang (hoher Sonnenstand) und Wärme im Winter durch direkte Sonneneinstrahlung (tiefer Sonnenstand).
Heute war natürlich Halloween und die Straßen waren voller verkleideter Kinder und Erwachsener -- ein schöner Brauch -- und die Häuser waren stellenweise sehr schön und aufwendig geschmückt.
1.11.2003
Felsbögen aus Stein sind die Delikatesse im Arches National Park (Utah) -- so gross und man bekommt ein atemberaubendes Farbspiel geboten. Rot ist DIE Farbe in Utah. Überhaupt ist Utah bis jetzt unser Favorite in Sachen Natur, oder wie meinte ein Guy: eine reguläre Straße in Utah ist sehenswerter als eine sehenswerte Straße in Idaho. Utah besteht aus einer fantastischen, gewaltigen fast schon kitschigen, an Fantasiebilder erinnernde Ansammlung von Canyons, Felsblöcken, Türmen und Wüstenabschnitten. Man wandert durch die Halbwüste und plötzlich öffnet sich ein riesen Arch (Rundbogen) vor einem. Man schaut fasziniert durch den Arch wie durch ein Fenster in eine andere Welt. In Dreiviertel-Hose flanieren wir durch die Weiten der obskuren, unwirklichen Weite Uthas -- warm ist es hier.
Was im Arches Natl Park angedeutet wurde, wird im Canyonlands National Park (Utah), unsere zweite Etappe an diesem Tag, perfektioniert: Canyons. Heute waren wir auf der Isle In The Sky (Himmelsinsel). Von den Aussichtspunkten schaut man auf zerklüftete Canyons des Green Rivers, so weit das Auge zu sehen vermag. Das Herz brennt einem beim Anblick dieser natürlichen Schönheit und Naturgewalt. Da gegen wirken Menschenbauwerke wie Spielzeug im Kinderzimmer.
Wiedereinmal an einer Tankstelle wurden wir von einem Guy, der mit einer Maus seit 3 Monaten on the road ist, angesprochen. Diesmal so: "Sind das Berliner Nummernschilder???". Ja, sind es, warum? Mit Michael haben wir ca 2. Stunden gequatscht -- ein netter IT-Manager Immigrant aus Old Germany Berlin, der schon 10 Jahre in Downtown Los Angeles lebt. Unsere obligatorische Frage an deutsche Immigranten ist immer: USA vs. Deutschland. Seine Antwort: Noone cares what you do as long as you don't mess with the IRS. (IRS=Steuerbehörde)
2.11.2003
Nach einer regnerischen Nacht (drei Tropfen und etwas Hagel) ging's wieder Richtung Süden. Stop-Over machten wir am Natural Bridges National Monument (Utah): Brücken aus Stein. Warum die hier Brücken und weiter nördlich Arches heißen -- keine Ahnung. Aber die Brücken (im Foto in der Mitte, wo das Grünzeug steht) sind wesentlich älter, d.h. aus wesentlich älteren geologischen Schichten gewachsen.
Nach langweiliger Fahrt durch Halbwüste kamen auf einmal Warnschilder für den weiteren Verlauf der Straße -- eine Schotterstraße, die sich Serpentinen-artig windend 3 Meilen lang vom großen Hochplateu Utahs in die beginnende Wüste Arizonas (hier noch Utah) stürzt. Gleichzeitig offenbarte sich ein wunderbarer Blick hinunter in den Beginn der Wüste und vorbei am Valley Of The Gods (hinten links) und von unten ein genauso atemberaubender Blick auf die Sandsteinfelsen des Plateus. Wir haben versucht, einen von diesen roten Steinen mit zu nehmen, aber leider zerbrechen diese sehr schnell -- und daraus sind die ganzen roten Naturwunder Utahs gebaut?!
3.11.2003
Nach einer extrem stürmigen Nacht und mit Wüstensand zwischen den Zähnen (obwohl wir die Lüftungsschlitze abgeklebt und Bulli parallel zum Wind plazierten) wurden wir nach dem Öffnen der Seitentür unserer Bulli durch einen Panoramablick über das Monument Valley (Arizona) belohnt. Die vereinzelt und zusammenhängenden Sandsteinblöcke werden auch die Zeugenberge genannt, da sie quasi Zeugen eines vor vielen, vielen Jahren vorhandenen Hochplateus in der Wüste Arizonas sind. Das Monument Valley ist im Gegensatz zu vielen anderen Naturwundern der USA komplett in der Hand der Navajo Indianer, es liegt mitten im Navajo Indianer Reservat. Bei allem Respekt, aber die Straße hätten die Navajos ruhig mal fixen können! Interessant ist, dass im Indianer Reservat Alkohol streng verboten ist, hat wohl keinen religiösen Ursprung, vielleicht wollen die Indianer damit dem sozialen Untergang durch Alkohol vorbeugen. Weiterhin ist es nicht-Indianern verboten die Dörfer zu besuchen, warum wissen wir nicht, vielleicht hatten die Indianer aber auch die Schnauze voll von Don't-Care-Touristen.
4.11.2003
Unser Camp befand sich in unmittelbarer Nähe der Südseite des Grand Canyons (Arizona). Also wiedermal ziemlich hoch und diesmal hat's auch etwas in der Nacht geschneit und hundekalt war's. Der Grand Canyon ist im Schnitt ca. 16 km breit und auch ziemlich beeindruckend. Allerdings wird die natürliche Schönheit stark durch die krasse Kommerzialisierung entlang des Abgrunds gedämpft, so dass die romantische Stimmung wie an auf der Isle In The Sky der Canyonlands (Utah) nicht aufkommen will. Schade!
Als es dunkel wurde, sahen wir schon etwa 100 Meilen durch die Wüste einen schimmernden Glanz im Himmel reflektiert: Las Vegas (Nevada), die Spielwiese der Amerikaner. Wir kamen um die Ecke vom Hoover Damm und da offenbarten sich Die Wiesen (=Las Vegas) in voller Pracht -- als unglaubliches Meer von Lichtern (billiger Strom im Überfluss -- dank Colorado River und Hoover Staudamm).
5.11.2003
Las Vegas. Linda hat heute einem Taschendieb das Handwerk vereitelt, aber die Oma hat sich nicht'mal richtig bedankt. Ansonsten sind wir den Strip abgelatscht und haben uns für 8 Dollar p.P. beim All-you-can-eat-Buffet zu Tode gefressen -- die werben hier überall mit Billigkram, um die Leute an die Slot-Maschinen (einarmige Banditen) zu locken: Kaffee für 5 Cent, Magarita für 99 Cent, etc. Aber die Slot-Maschinen sind echt grausam, wir haben mal so fünf Dollar verspielt, um das Spielfeeling zu kriegen -- naja. Größtenteils hängen ältere Frauen vor den Maschinen, eine Hand immer an der Weiter-Taste und die andere füttert kontinuierlich Vierteldollar ein.
6.11.2003
Viva Las Vegas.
7.11.2003
Am Morgen verließen wir Las Vegas (Nevada), nachdem wir uns unsere Nevade Marriage License besorgt haben. Durch die Wüste ging es Richtung Death Valley (California) -- das Tal des Todes, uuuhhh. Es wurde auch langsam dunkel und nach einer endlosen Talfahrt erreichten wir das Tal des Todes, welches ca. 200 Meilen lang ist. Wir sind so 100 Meilen durch Niemandsland gefahren, keine Seele weit und breit, kein Licht, einfach nüscht, nur links und rechts Felsen. Auf einmal war sie da, ca. 80m unter dem Meeresspiegel: die Oase Fornance Creek (California). Und noch unglaublicher, da war eine Bühne mit einem alten Siedlerkarren, ca. 1000 Campingstühle davor und ein Strom Renter, die ihre Stühle dahin brachten. Also sind wir aus der Bulli gehoppst und haben unsere Stühle dazugestellt (was sich später als fataler Fehler herausstellte). Nachdem wir uns eine Stelle zum Übernachten gesucht hatten, etwas abseits des mit Mördermobilen (so nennen wir die 10 Meter oder mehr langen amerikanischen Wohnmobile, die meist noch einen Mittelklassewagen hinter sich herziehen) vollgestellten Campingplatzes, sind wir zurück zur Bühne gepilgert. Und dann ging's los: Country Music live, aaaahhhh, und alle 1000 Renter haben mitgesungen. Naja, irgendwie haben wir's dann nach einer Dreiviertelstunde geschafft, dem zu entfliehen. Death Valley ist ein Renterparadies, hier überwintern Tausende Renter und allabendlich immer die gleiche Prozedur mit den Campingstühlen -- aber die meisten lassen ihre gleich stehen... Tal des Todes eben.
8.11.2003
Nach der Nacht in Renter Valley fuhren wir hinein in die Sierra Nevada und hinauf zum Lake Tahoe (Nevada/California), ein 500m tiefer azurblauer Bergsee, der im Winter nie gefriert. Hier oben war es ganz schön kalt, also haben wir uns in ein Hotel eingemietet, und in der Nacht fiel dann viel Schnee, wundervoll, die ganze Sierra Nevada im weißen Brautkleid, ein gutes Omen ;)
9.11.2003
Entspannung am Lake Tahoe war an diesem Tag angesagt.
Eine Szene aus Saving Jessica Lynch (der Film über die Army-Frau, die in einer spektakulären Aktion aus dem Irak gerettet wurde) müssen wir unbedingt zitieren: Jessica liegt im Krankenhausbett, völlig benebelt, eine irakische Krankenschwester benetzt ihr mit Eis die Lippen und Jessica hauchte "Thank you" dahin, daraufhin antwortet die Irakerin "You are welcome"... Die Ironie dieser Szene kann man aber vermutlich nur verstehen, wenn man dieses ständig wiederholte, leere gefloskelte "You are welcome" in den Staaten erlebt hat -- und dann auf den Mund einer Irakerin projiziert.
10.11.2003
Heute war der Tag -- oben auf dem Berg in 2000m Höhe, im Schnee unter Pinien, mit Blick auf den Lake Tahoe, blauer Himmel und Sonnenschein, allein mit dem Reverend haben wir uns das Ja-Wort gegeben. Wie traumhaft, das würden wir immer wieder so machen -- in freier Natur, ohne Stress und Kitsch. Nach romantischem Essen sind wir in unsere Doppel-Kamin-und-Whirlpool-mit-Blick-auf-die-verschneiten-Berge-der-Sierra-Nevada-Suite im Grand Residence Club eingecheckt... Schöner und stressfreier hätten wir uns das kaum wünschen können (außer dass wir lieber klassischere Klamotten dabei gehabt hätten). Keine Angst, eine Party gibt's noch -- aber erst in ein paar Monaten...
11.11.2003
Nach unserer Hochzeitsnacht sind wir ins warme Arniefornia durchgebrannt und erreichten abends die West Coast und schon beim ersten Betreten von San Francisco (California) waren wir überwältigt von dieser wundervollen Stadt und dem relaxten West Coast Flair.
12.11.2003
Morgens haben etwas nördlich von San Francisco, am schönsten Strand der Gegend im letzten Hippie-Dorf Bolinas (California) gefrühstückt. Die Alt-Hippies schrauben ständig die Hinweisschilder nach Bolinas ab, damit dieser Ort vom Tourismus veschont bleibt. Aber wir kannten die richtige Abfahrt durch einen Tip und so konnten wir die Langhaar- Surfer (wann arbeiten die eigentlich?) ausfindig machen.
Bulli hatte auch ihren Spaß in den Straßen San Franciscos: auf und ab. San Francisco wurde als Schachbrett (wie die meisten anderen Amistädte) entworfen und ohne Rücksicht auf die örtlichen "bergigen" Gegebenheiten realisiert. Aber die Stadt ist wunderschön, unser momentaner Favorit für "hier könnte man leben".
13.11.2003
In San Francisco hat es heute leider geregnet, so sind wir mit Bulli die Straßen von San Francisco hoch und runter gefahren, mit einer kleinen Stippvisite in San Francisco's China Town zum Lunch.
14.11.2003
Durch's Silicon Valley (nicht wirklich interessante Sachen zu sehen, bis auf die riesigen Gebäude der Firmenzentralen bekannter IT-Firmen) ging's weiter nach Monterey (California) -- hier stehen dutzende traumhafte Häuser mit traumhaftem Blick auf den Pazifik, in welchem sich unzählige Seerobben tummelten. Bis hinauf zum, ein Stück vom Strand entfernten, Campground konnten wir ihre Klänge bis tief in die Nacht vernehmen.
15.11.2003
Über Carmel (California), einem wundervollen, Mediterran-angehauchten Shoppingort, fuhren wir nach Big Sur (California) -- immer dem Highway 1 folgend, welcher sich stellenweise erschreckend an der Pazifikküste hinauf und hinab schlängelte -- bei nächtlichem Regen haben schon viele Leute ihr Leben auf den Strecken des Highway 1 gelassen, hatte uns ein Guy in San Francisco schon einmal eingestimmt.
Die Mörderstrecke zwischen Carmel und Big Sur mussten wir dreifach fahren, da in Big Sur angekommen unsere Tanknadel erschreckend dicht am Nullpunkt zuckte. Also haben wir die drei Tankstellen in Big Sur abgeklappert: "No Diesel, I'm sorry". Also schnell beim Universum bestellt, dass der Tank noch bis Carmel zurück reicht -- es war uns gnädig... (nach Süden wären's ca. 90 Meilen bis zur nächsten Tanke gewesen).
16.11.2003
Der weitere Verlauf des Highway 1 durch Big Sur Country (bekannt durch Henry Miller's "Big Sur und die Orangen des Hieronymus Buschs") hat sich nicht großartig geändert, d.h. tiefe Einblicke in wundervolle Buchten machen die Fahrt der Serpentinen extrem lohnenswert.
Unterwegs platzten wir in der Nähe von San Simeon in eine Elephant Seals (Elephantenseerobben) Strandparty, wo sich Dutzende dieser Riesenrobben am Strand in der Sonne aalten und permanent selbst mit Sand bewarfen (zur Kühlung), am Rücken kratzten, einfach nur herum lagen oder miteinander kämpften. Die Kämpfe sahen so aus: zwei junge Robbenmännchen brüllten sich gegenseitig an und dann rammten sie ihre Oberkörper aneinander -- sieht ziemlich tölpelhaft aus... Ab und zu schmetterte mal der alte Riesenoberbulle mit seinem Mordsbariton dazwischen -- so nach dem Motto "ruhig bleiben, ich bin hier der Chef". Die Seerobben entdeckten wir nur so zufällig vom Highway aus, d.h. Daniel sah ein kämpfendes Paar von weitem, teilte dies triumphierend der Linda mit, aber sie meinte nur, das wäre doch bloß wieder profanes Treibholz am Strand, aber diesmal hatte er Recht (nicht wie die 20 Male davor...).
17.11.2003
An diesem Tag kamen wir nicht sehr weit, vielleicht 20 Meilen -- von Morro Bay nach Pismo Beach (California), aber der wundervolle lange Sandstrand hatte es uns angetan. Hier durften sogar Autos bis runter ans Meer, leider aber seit 2001 nur noch 4-Rad-Antrieb oder ähnliche, jedenfalls keine Bullis, denn ab und zu war das eine oder andere Auto schonmal in der Flut abgesoffen... Eine besonders schöne Stelle am Strand bestand aus einer Art kleinen Lagune, wo sich dutzende Pelikane und viele Vertreter anderer Vogelarten versammelt hatten.
18.11.2003
Morgens war Bullipflege angesagt: Luft- und Kraftstofffilter reinigen. Dabei sah Daniel, dass sich ein See von Kühlwasser um den Sensor (so'ne Art Schraube mit Fühler, die im Kühlerwassertank steckt) gebildet hatte (der Grund, warum wir ständig Kühlwasser verloren). Das Teil war angebrochen und Daniel hatte es sofort nach leichtem Drehen in der Hand. Hm, was nun -- mit einem offenen Kühler kann man nicht sehr weit fahren, sonst verglüht der Motor. Also, das Teil mit Klebeband behelfsmäßig gefixt -- was natürlich nicht viel brachte, da sich Wasser bekanntlich mit starkem Druck ausdehnt. However, nach drei Verweisen von Laden zu Laden, waren wir an "Joe's Buggy irgendwas" angekommen, wo uns schon von weitem eine Horde VW-Busse angrinste. Schnell einen neuen Sensor reingeschraubt und alles war wieder paletti. Wir malten uns farbenfroh aus, was passiert wäre, wenn das Teil irgendwo in Mexiko hochgegangen wäre...
19.11.2003
Stück für Stück fuhren wir weiter die Küste runter und sind diesmal etwas nördlich von Malibua (California) am Beach hängen geblieben. Abends machten wir einen Stadtcheck im Bel Air Villenvirtel von Los Angeles (California).
20.11.2003
Los Angeles (California) war eigentlich auch bloß wieder eine riesige US-amerikanische Stadt mit den markanten Downtown Hochhäusern etc. -- diesmal aber mit vielen, vielen Palmen verziert. San Francisco gefiel uns besser, vielleicht weil sie auf ihrer Halbinsel kompakter wirkte. Trotzdem statteten wir natürlich Hollywood einen Besuch ab. Der bekannte Walk Of Fame war bloß Fußweg mit Hunderten von Messingsternen, allein die z.T. über 20 Jahre alten Hand- und Fußabdrücke von (wahren) Größen der Filmgeschichte vor dem alten chinesischen Theater waren originell. Wir machten, dass wir weg kamen, und setzten Segel zum Joshua Tree National Park.
21.11.2003
Der Joshua Tree National Park (California) verdankt seinen Namen den bizarren Joshua Trees. Zusammen mit den Jumbo Rocks, diese flauschig aussehenden Riesenfelsbrocken, ergaben sie ein wundervolles Bild in der kalifornischen Wüste. Eine weiteres Highlight war der wundervolle Kakteengarten im Park, das muss erstmal genial aussehen, wenn die im Frühling blühen. Die Wüste lebt! Unsere Fahrt setzten wir über Phoenix (Arizona) nach Tucson (Arizona) fort.
22.11.2003
Weiter ging's durch die Sonora Wüste bis zur mexikanischen Grenze nach Nogales (Arizona). Nogales war überdies komplett in mexikanischer Hand, d.h. über die Hälfte der Autos zierten mexikanische Nummernschilder und Englisch verstand keiner mehr. Sogar die Durchsagen im örtlichen Wal-Mart waren durchweg auf spanisch. Eigentlich dachten wir, der Grenztourismus boomt eher in Richtung Mexiko, aber hier wurden wir eines besseren belehrt. Die Mexikaner deckten sich mit allem ein, vom Babymineralwasser bis zur Stereoanlage. Dadurch angespornt, hatten wir auf einmal auch einen ziemlich vollen Einkaufskorb, naja... Und eine Autoversicherung für Mexiko besorgten wir uns, ganz unproblematisch. Die gab's tageweise oder im 6-Monats-Paket (tageweise für die Mördermobilfahrer, die ihr Schiff zum Campingplatz bringen, da ein halbes Jahr parken und dann müssen sie zurück zur Grenze, weil das Car Permit (Autoimporterlaubnis) abläuft).
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© Linda Krischer, Daniel Rolf. Alle Rechte vorbehalten.